Fachschule, Berufsfachschule
Exkursion zum Weltacker
Am 10. Juli 2024 hatten die Klassen LTA31, CTA31 und die Fachschulklasse 31 das Glück den Weltacker zu erkunden. Dabei durften wir eine Klima-Weltackertour begleiten. Die Klassen, welche sich bereits aus dem Projekt Berufsschule meets Uni 2.0 kannten, nutzten dies als Abschluss des Projektes zum Thema Nachhaltigkeit.
Was ist der Weltacker? Diese Frage drängt sich auf, und zwar bevor man diesen wundervollen Ort betritt. Hierzu zitiere ich gerne die Webseite des "Weltackers": „Wenn wir die globale Ackerfläche von 1,6 Milliarden Hektar durch die Zahl der Erdenbürger teilen, ergibt das 2000 m² pro Nase. Darauf muss also alles wachsen, womit Mutter Erde uns nährt und versorgt: Brot, Reis, Kartoffeln, Obst, Gemüse, Öl, Zucker… aber auch all das Futter für die Tiere, deren Fleisch, Milch und Eier wir verzehren, Baumwolle für Jeans, Tabak für Raucher*innen, Bio-Gas oder Bio-Diesel und nachwachsende Rohstoffe für die Industrie.“
Doch was sind 2000 m² denn eigentlich? Ich als Mathelehrerin könnte jetzt hier mit Formeln der Flächenberechnung anfangen, aber ich denke, dass in Zeiten der Europameisterschaft der Vergleich unserer Tourbegleiterin Sabrin mit einem Fußballfeld leichter fällt: 2000 m² entspricht in etwa einem Drittel eines Fußballfeldes. Ob man dies nun als groß, oder klein empfindet bleibt jedem selbst zu entscheiden. Als Hintergrundinformation hierzu sind aber vielleicht folgende Zahlen spannend: Jeder durchschnittliche Einwohner Deutschlands verbraucht pro Jahr eine Ackerfläche von 4300 m², ein durchschnittlicher Einwohner der Vereinigten Staaten von Amerika 6000 m² und ein durchschnittlicher Einwohner Indiens nur 600 m². Nein das war kein Tippfehler. Hierbei drängt sich die Frage auf: wie konsumieren wir? Welche Umstände dafür sorgen, dass der Flächenverbrauch so unterschiedlich ist, begleitete uns den ganzen Tag vor allem mit dem Hauptfokus auf unsere Ernährung und nur zweitrangig bedingt durch unseren weiteren Konsum in Form von Genussmitteln und Gegenständen wie Kleidung.
Um dieses Thema ein wenig mehr zu visualisieren, ging der erste Workshopteil in Richtung des Flächenbuffets. Hier werden die Ackerflächen für verschiedene Gerichte dargestellt. Dieses Jahr habe ich mich für den Vergleich zwischen Nudeln mit Tomatensauce und Nudeln mit Bolognese Sauce entschieden. (Flächenbuffet Beispiel vom vergangenen Jahr „Müsli mit verschiedenen Milchsorten“ (Emil-Fischer-Schule zu Besuch auf dem Weltacker). Hierbei kann man visuell sehr gut erkennen, was der zusätzlich enthaltene Rohstoff Fleisch für die Ackerfläche bedeutet, denn auch das Futtermittel muss mit angebaut werden.
Um das Thema Futtermittel noch weiter zu verdeutlichen, stehen auf dem Weltacker zwei symbolische Schweine. Warum gerade zwei könnte man sich hierbei fragen. Auch dieser Fakt hat hier eine Bedeutung: mit der Ackerfläche von 2000 m2 können zwei Schweine ein Jahr lang zum Schlachtgewicht gefüttert werden. Dies wiederrum bedeutet, dass bei einem durchschnittlichen Schweinefleischkonsum der deutschen Bevölkerung (54 kg pro Jahr) ein Viertel eines Ackers nur für das Futtermittel genutzt wird, welches wir dann als Schweinefleisch verzehren. In dieser Zahl ist allerdings noch nicht der ganze Fleischkonsum der durchschnittlichen deutschen Bevölkerung einbezogen. Dies verdeutlich sehr gut das Ungleichgewicht zwischen der theoretisch vorhandenen und der tatsächlich verbrauchten Ackerfläche. Dies soll nicht bedeuten, dass wir kein Fleisch mehr Essen sollten, aber es soll als Denkanstoß dienen den Fleischgenuss vielleicht wieder etwas bewusster zu gestalten.
Auch das Thema „Lebensmittelverschwendung“ wird auf dem Weltacker dargestellt. Hierzu laden Mülltonnen und ein verdreckter Kühlschrank ein, um sich selbstständig zu informieren. In Deutschland sind es durchschnittlich 5 000 000 Tonnen an Lebensmitteln, die durch die Industrie und Haushalte verschwendet werden. Auch dieser Teil wurde durch die Acker-Tour nochmal intensiver verdeutlicht und schockierte die Besucher*innen mit hohem Verschwendungszahlen.
Viele weitere wichtigen Dinge wurden an dem Tag auch verdeutlicht wie z. B. CO2-Verbrauch in Abhängigkeit von Regionalität und Saisonalität bewusst zu betreiben, denn auch ein regionaler Apfel muss nicht unbedingt einen geringeren CO2-Fußabdruck haben, wenn er in einer ungünstigen Jahreszeit verzehrt wird. All dies regt zum Nachdenken an und lebt auch von den nachfolgenden Bildern, denn dieser Workshop ist gar nicht allumfassend in einem kurzen Webseitenbeitrag zusammenzufassen und muss einfach erlebt werden, um ihn wirklich genug zu verstehen. Aus dem Grund kann ich diesen pädagogischen außerschulischen Lernort nur jeder interessierten Gruppe empfehlen. Ich danke meinen Schülerinnen und Schülern bzw. Studierenden und begleitenden Lehrkräften, dass sie sich auf diese Erfahrung eingelassen haben und mit ihren interessanten und wissbegierigen Nachfragen erst zu einem wirklich inspirierenden Tag gemacht haben. Ich für mich kann nur sagen, dass ich mich bereits jetzt auf nächstes Jahr freue, wenn ich den Weltacker wieder besuchen darf.
Judith Vogel-Wentzeck
Beauftragte für die Themen Nachhaltigkeit, Umwelt- und Verbraucherschutz
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Bildnachweis:
© 2024 J. Vogel-Wentzeck und T. Richter, Emil-Fischer-Schule