Umweltschule
„fit for circular“: Fortsetzung und Projektabschluss
Wie bereits berichtet, läuft in diesem Schuljahr ein Projekt mit der Organisation circular Berlin zum Thema Kreislaufwirtschaft (Halbzeit im Projekt „fit for circular“).
Im zweiten Schulhalbjahr 2024/25 wurde das Projekt mit dem Schwerpunkt „Einblick in die Bedeutung der Landwirtschaft für eine nachhaltige Rohstoffgewinnung und langfristige Versorgung mit gesunder Nahrung“ mit zwei berufsfeldbezogen Workshops sowie dem Projektabschluss (Exkursion) umgesetzt.
Projekttag 4 und 5
Am 4. April 2025 fand der dritte Workshop für unsere Fachkräfte für Lebensmitteltechnik (Falets) statt. Das Pendant für die Konditorinnen und Konditoren lief am 12. Juni 2025.
Das Hauptthema für beide Workshop-Tage war „Landwirtschaft im Wandel“. Hierbei wurde der Begriff der „Kreislaufwirtschaft“ nochmal visuell dargelegt: Alle kennen bereits den Ablauf der Photosynthese aus der Grundschule und ihrer weiteren Schullaufbahn. Welche Bedeutung dies aber auf den Kreislauf der Natur hat, wurde in diesem Workshop praxisnah vorgestellt.
Genau aus dem Grund haben wir unseren hauseigenen Experten Stefan Luck (Fachpraxislehrer und Seele des Schulgartens neben Herrn Niemeyer) gebeten, den Lernenden die Bedeutung des Schulgartens und die damit verbundenen Herausforderungen zu vermitteln. Herausforderungen liegen hier vor allem in dem geringen Platzangebot und der damit fehlenden Möglichkeit, eine Anbaufläche brach liegen zu lassen. Auch die Fruchtfolge in Abhängigkeit mit den jeweiligen Ferienverschiebungen und der notwendigen Bewässerung des Schulgartens sind zu beachten.
Um nicht nur theoretisches, sondern auch praktisches Wissen zu vermitteln, haben wir einen Besuch des Schulgartens eingeplant. Hier sollten die Lernenden eine Bodenprobe nehmen, sie untersuchen und auf ihre Qualität bewerten. Interessant war zu sehen, wie sich die Bodenqualität zwischen April und Juni sichtbar verbessert hatte, da wetterbedingt erst nach dem 4. April 2025 natürlicher Dünger im Schulgarten verteilt werden konnte. Zudem zeigte die Bewertung einen Zuwachs an Kleinstlebewesen.
Nach weiterem Input durch externe Experten im Videochat sollten die Lernenden ihr Wissen in einer Gruppenarbeit umsetzen. Drei Arbeitsgruppen wurden gebildet und bekamen jeweils unterschiedliche Rollen verteilt: Bei den Falets ging es im speziellen um einen Milchbauer, Förster und Kohlbauer, welche zusammen agieren und miteinander in Verhandlungen für eine regenerative Kreislaufwirtschaft gehen sollten. Bei den Konditor/-innen waren es eine Industrielle, eine traditionelle und eine Zero-Waste-Konditorei.
Projekttag 6 – Betriebsbesichtigungen (Best-Practice Betriebe)
Nach so viel intensiver Zusammenarbeit hatten sich die Lernenden und wir ein Highlight verdient. Aus dem Grund wurde der letzte Tag als Exkursionstag zu Best-Practice Betrieben durchgeführt.
Start war die nachhaltige Eisproduktion von Florida Eis in Spandau.
Die zweite Besichtigung im „Café Botanico“ offenbarte sich als Besuch einer ruhigen Oase im Hauptstadttrubel. Nach einer kulinarischen Stärkung, einem Gericht aus Nudeln und regionalen roten Kichererbsen, ging es direkt in das Herzstück des Cafés, dem nach dem Prinzip der Permakultur angelegtem Garten, der mit viel Liebe gehegt und gepflegt wird und für einen Teil der Rohstoffe im Café der Anbauort ist. Besonders beeindruckend war hier der Vortrag des Inhabers des Cafés und des Gartens (Martin Höfft), der voller Begeisterung die Bedeutung eines nährstoffreichen Bodens mit Hilfe von zwei Erdproben optisch sichtbar machen.
Anschließend ging es zum letzten Exkursionsort dem „Atelier Gardens“. Hier mussten die Lernenden die qualvolle Entscheidung treffen, ob sie lieber Roots Radicals oder ins CHNO Kaffee gehen möchten.
Das Roots Radicals ist eine Kantine, welche sogenannte „Misfits“, also Gemüse und Obst mit Makeln verarbeitet und dabei so viel verwertet, wie irgendwie möglich (Lebensmittel-Upcycling). So wird zum Beispiel selbst die Schale von Knoblauch getrocknet und zu einem leckeren Gewürz upgecycelt.
Im CHNO Kaffee ging es vor allem um die Bedeutung von „Zero Waste“ also der Vermeidung von unnötigen Abfällen. Auch hier durfte verkostet und damit inspiriert werden, denn der leckere „Iced Filtered Coffee“ wird aus kaltgewordenem Kaffee zubereitet, der Kaffeesatz zu Dünger auf dem Gelände verarbeitetet und die Reste von aufgeschäumtem Hafer-Drink als wichtigster Rohstoff für leckere Cookies verwendet. Das ist gelebte Kreislauf-Wirtschaft.
Als absolutes Highlight ist hier noch ein Moment von Schwarmintelligenz zu erwähnen: Der Inhaber des CHNO Kaffees berichtete auch über Hindernisse bei der Entwicklung eines Zero Waste Kaffees. Ein ihn selbst störender Fakt ist der momentan nicht zu vermeidende Abfall beim Verarbeiten von Milch und pflanzlicher Alternativen. Im Verkaufsraum des CHNO Kaffee‘s wurde dann allen bewusst, dass es hier keine Kaffeebecher to-go als Wegwerfartikel, sondern nur als Pfand gibt. Da es auf dem Gelände aber viele Unternehmen gibt, wird der Unternehmer oft vor die Herausforderung gestellt, mehrere Becher an eine Person zu verkaufen und keine Tragevorrichtungen für die Becher zu haben, da dies wieder Müll bedeuten würde. Ein Schüler machte daraufhin gleich den Vorschlag, den Milchverpackungen eine zweite Verwendung zuzuführen und aufzuschneiden und als Tablett zu nutzen. Der Inhaber war so begeistert von der Idee, dass dieser Schritt bestimmt am nächsten Tag bereits umgesetzt wurde.
Natürlich wurde im Anschluss an die Veranstaltung das Stimmungsbild der Lernenden durch eine Evaluation erfasst. Zusammenfassend lässt sich hierraus ableiten, dass die Lernenden eine Wissensgewinn über Nachhaltige Prozesse vor allem in Hinblick auf Lebensmittelverarbeitung und Kreislaufwirtschaft erkennen konnten. Sie sehen sich auch selber durch den Input in der Lage als Multiplikatoren in ihrem Betrieb und ihrem persönlichen Umfeld agieren zu können. Gleichzeitig lässt sich aber auch ein bißchen Frustration aus den offenen Fragestellung herauslesen, dass die Azubi’s gewillt wären mehr Optimierungsschritte in ihren Betrieb zu integrieren, jedoch momentan noch an äußeren Umständen hängen bleiben.
Mit der zweiten Halbzeit des Workshops endet ein tolles Projektjahr. Wir möchten uns auf diesem Weg bei circular Berlin und den Klassen DLT32 und DKO32 herzlich für diese Projekttage und vielen Inspirationen bedanken und hoffen auf anhaltende Kooperation in zukünftigen Projekten.
Judith Vogel-Wentzeck
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